Die Geschichte der Rübelandbahn begann im Jahre 1872.
In diesem Jahr wurde eine Erzstufenbahn von den Eisenerzgruben Braunesumpf bei
Hüttenrode zum Hochofenwerk Blankenburg am Westrand der Stadt gebaut. Im Jahre
1875 erhielt das Hochofenwerk eine Anbindung an den Bahnhof Blankenburg. Über
eine 3 km lange Verbindung konnte nun Roheisen mit der Eisenbahn
abtransportiert werden. Im Jahr 1884 wurde dann mit dem Bau der eigentlichen Harzbahn
begonnen. Albert Schneider (Direktor der Halberstadt - Blankenburger Eisenbahn)
und der Schweizer Ingenieur Roman Abt setzten zur Überwindung der starken
Neigungen (Steigung u.Gefälle) eine neue, vom Schweizer Ingenieur entwickelte Technik
ein. Diese dreifache Lamellenzahnstange mit gefederter Einfahrt wurde erstmals
auf der Harzbahn eingesetzt und bekam
1893 auf der Weltausstellung in Chicago eine
Auszeichnung. Noch heute ist sie auf vielen Gebirgsstrecken der Welt im
Einsatz. Um die Leistungsfähigkeit der Bahnstrecke zu erhöhen, wurden von der HBE,
im Jahre 1920, neue Lokomotiven beschafft. Nach erfolgreichen Testfahrten wurde
mit diesen Lokomotiven der Zahnstangenbetrieb eingestellt. Die letzte der vier
Loks steht heute in unserem Rübeländer Lokschuppen. Durch den Einsatz dieser
Loks konnte die Leistung verdoppelt werden. Die Loks erhielten nicht umsonst
dieNamen:
„MAMMUT“; „WISENT“;
„BÜFFEL“ und „ELCH“.
Auf der Basis der herausragenden Betriebsergebnisse
der „Tierklasselokomotiven“ erteilte die Preußische Staatsbahn 1922 der Fa. Borsig
in Berlin-Tegel den Auftrag zum Bau von 45 weiteren Loks, die als die
preußischeT 20, später BR 95° in die Geschichte eingingen. Ende der zwanziger
Jahre wurde ein weiteres Projekt in Angriff genommen. Hierbei ging es um die
Neutrassierung der Strecke zwischen Rübeland und Blankenburg. Umgesetzt wurde
aber letztlich nur der Neubau des Abschnittes Rübeland - Hüttenrode. Hierbei wurden
zwei Tunnel und ein Viadukt gebaut, welche man heute bei einer Bahnfahrt noch
bestaunen kann. Nach dem Krieg wurde die Eisenbahn vor allem für die Versorgung
der chemischen Industrie mit Kalk interessant. Durch ein 1958 beschlossenes
Industrieprogramm musste noch mehr Kalk abtransportiert werden. Hierfür wurde
der Lokpark aufgestockt. Die Züge wurden teilweise mit drei Lokomotiven der BR
95° gefahren. Da die Leistungsfähigkeit abermals an ihre Grenzen stieß, wurde
beschlossen die Rübelandbahn zu elektrifizieren. Mit der Elektrifizierung
wurden auch die Bahnhöfe Blankenburg-Nord, Michaelstein, Hüttenrode und
Elbingerode West erweitert bzw. neu gebaut. Der ursprüngliche Bhf. Elbingerode
Hbf wurde aufgelassen. Die Strecke wurde abweichend vom herkömmlichen Stromsystem
der Bahn ( 16 2/3 Hz, 15 kV ) mit Industriestrom 50 Hz, 25 kV elektrifiziert.
Hierfür wurden in Blankenburg ein Unterwerk für die
Stromversorgung gebaut und 15 neue Elloks der BR 251 beschafft.
Der Personenverkehr dieser Bahnstrecke wurde zu allen
Zeiten vom Güterverkehr mitgetragen. Er wurde im Jahre 2005 eingestellt und
soll nun mit der Einführung eines touristischen Reiseverkehrs eine
Wiederbelebung erfahren. Dem Land Sachsen- Anhalt und vornehmlich dem
Verkehrsminister Dr. Daehre ist es zu danken, dass die Dampflok 95 027 wieder
instand gesetzt wurde und seit dem 10.07.2010 bei den Sonderfahrten als neue Attraktion
des Harzes gilt. Das Rückgrat der Bahn bildet der Transport der Kalkprodukte,
deren Anteil sich von 38% (1996) auf gegenwärtig 60% zugunsten der Schiene
erhöht hat. Seit der Übernahme der Rübelandbahn durch die FELS Netz GmbH und der
Reelektrifizierung wird die Zugförderung ab dem 17.04.09 mit modernen
Zweistrom-Lokomotiven der BR 185 durchgeführt.
Anmerkung:
Es würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, wenn man
die Geschichte der Harzbahn/Rübelandbahn und ihrer bahnbrechenden Ereignisse
noch tief gründiger analysieren. Wer noch detaillierte Angaben wünscht, dem
wird entweder ein Besuch im historischen Lokschuppen im Rübeländer OT Neuwerk
empfohlen oder die nachfolgende Literatur zu studieren:
„Die Rübelandbahn“ Ausgabe 1982 von Werner Steinke
„Die Rübelandbahn im Harz“ Ausgabe 1994 von Werner
Steinke
„Elektrisch durchs Rübeland“ Ausgabe 1996 von Axel
Mehnert
„125 Jahre Halberstadt-Blankenburg-Eisenbahn“ Ausgabe
2000 von Werner Steinke
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